Rhönkirmes 2022
Alles startklar für die vierte Gerschfäller Kirmes auf dem Markplatz am 5. und 6. November
ein Beitrag von Rainer Hein
„Wir wollen Gersfeld weiter beleben“
Wenn im Herbst die Kastanien von den Bäumen fallen und im Wald die Pilze sprießen, dann ist in der Rhön Kirmes-Zeit. Deshalb haben in diesen Tagen Tina Hartmann, Victoria Popp, Kilian Burkard, Hanna Müller, Valentina Trani und Julie Beh als „Event-Manager“ alle Hände voll zu tun. Die sechs Gersfelder bilden den Vorstand der Kirmes-Gersfeld, ein Zweigverein des Gersfelder Rhönklubs, der nun schon im vierten Jahr die Kirmes auf dem Marktplatz organisiert. Sie beginnt am Samstag, den 29. Oktober mit dem Aufstellen des Kirmes-Baums und geht am Abend des 5. November um 21 Uhr mit der Kirmes-Disco in der Rhönmarkthalle weiter, die musikalisch die DJ's „Kalbeat“ bestreiten. Am Sonntag, 6. November, stehen dann Hartmann, Popp und Burkard direkt nach dem katholischen Kirmesgottesdienst zusammen mit den anderen 13 Kirmespaaren in Rhöner Tracht gekleidet auf dem Marktplatz, wo der Tanz um den Kirmesbaum um 11 Uhr beginnt. Dort wird die Stadtkapelle einen Rheinländer, eine Polka und andere Melodien spielen, zu denen die 28 Tänzerinnen und Tänzer traditionelle Reihentänze aufführen.
So viele Aktive haben seit der Staffelübergabe des Trachtenvereins, der die Kirmes in Gersfeld über Jahrzehnte ausgerichtet hatte, noch nie mitgemacht. Vor sechs Jahren, so erinnert sich Victoria Popp, sei sie zusammen mit ihrem Tanzpartner alleine von der Kirche zum Marktplatz gelaufen. „Das war's. Aber dann wurden es immer mehr“. Dieses Jahr wird mit 14 Tanzpaaren ein neuer Rekord geknackt – und mit dem 39 Meter hohen Kirmesbaum gleich noch ein zweiter. Denn der Baum im vergangenen Jahr war „nur“ 32 Meter hoch. Wobei die 39 nicht das Maß der Dinge bleiben muss. Als Baumobergrenze gilt dem „Baumknecht“ inzwischen die Höhe des evangelischen Kirchturms. Es gibt also noch Luft nach oben.
Mit der freundlichen Übernahme der Kirmes durch die Jugend hat die 60 Jahre alte Trachtengruppe des Rhönklubs keineswegs ausgedient. Seit August betätigen sich der Vorsitzende Michael Schneider, seine Frau Martina und Lorir Gösch sowie Otto und Heike Wallrab einmal die Woche als Tanzlehrer und „Gewandmeister“. Jeden Montag werden im Trachtenraum in der Stadthalle die Kirmes-Tänze einstudiert. „Schön hoch die Hände“, erschallt es dann zu lauter Musik, die aus einem großen Ghettoblaster dröhnt. Und schon gehen die Hände hoch und dann die Beine, die 14 Pärchen bilden auf Kommando große und kleine Kreise, und versuchen dabei im steten Wechsel möglichst den Partner nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist bei 28 Tänzerinnen und Tänzern nicht immer leicht. Aber die Paar-Einteilung ist verbindlich (die Paare sind Noel Romeis und Victoria Popp, Kilian Burkard und Lara Müller, Niklas Gutermuth und Zoe Delgado, Nico Schleicher und Valentina Trani, Lars Schleicher und Jana Reinhard, Kilian Gutermuth und Hanna Müller, Lias Simon und Jasmin Gensler, Paul Neumann und Dana Krönung, Ennio Simon und Mira Krönung, Johannes Baier und Tina Hartmann, Tristan Kirst und Julie Beh, Lukas Schwab und Leonie Knoblauch, Marius Jörges und Lisa Seufert sowie Jonas Gutmann und Tami Döring.) Damit ist die Mehrheit der Gersfelder Ortsteile beim Tanz um den Kirmesbaum vertreten. Für das Outfit gilt natürlich die Regel: traditionell und einheitlich. Die jungen Männer tragen schwarze Hose mit weißem Hemd und einer roten Weste sowie Hüte mit rot-weißer Banderole, ihre Partnerinnen lange schwarze Röcke mit Schürze, Jacke und farbigem Tuch. Manches Utensil findet sich in der Kleiderkammer des Trachtenvereins, manches muss neu angeschafft werden.
Für die Vorsitzende des Gersfelder Rhönklubs, Margit Trittin, ist das Engagement von Tina Hartmann und den anderen ein Grund zur Freude: „Es ist wirklich toll, dass die Jugend sich des Themas Kirmes angenommen hat. Die Kirmes ist die Geburtstagsfeier der Kirche. Wir wechseln in Gersfeld traditionell zwischen einem Gottesdienst in der Evangelischen und der Katholischen Kirche. Es erfüllt mich als Vorsitzende des Rhönklubs mit Stolz, dass die Jugend ein Gemeinschaftserlebnis hat. Ein großes Lob an die Organisatoren.“
Natürlich sind heute die Zeiten vorbei, in denen der Ortspfarrer noch die Tanzmusik genehmigen musste, aus Mangel an Sälen und Wirtschaften eine „Kirmes-Scheuer“ mühsam herzurichten war oder die zu trinkende Wein-und Biermenge allen Besuchern vorgeschrieben wurde. Viel Einsatz, Engagement und Teamarbeit verlangt die Organisation einer Kirmes dennoch bis heute. Nicht nur für das wöchentliche Tanztraining, das im August startete. Auch der Baum war zu fällen und zu bearbeiten und ist bald noch aufzustellen und zu schmücken, weshalb die Gersfelder ihren „Baumknecht“ ernannt haben. Die Kränze wollen gewickelt, die Trachten besorgt sein, Versicherungsfragen sind zu klären, Absprachen mit Behörden nötig und natürlich stellt die „Gerschfäller Rhön-Kirmes“ in der Rhönmarkthalle mit allem Drum und Dran ein Mammut-Event dar. „Wir rechnen dieses Jahr mit etwa 800 Besuchern“, sagt Tina Hartmann, Deshalb müssten viele helfen, Eltern, Freunde, Bekannte. Die Zeit, als die Jugend-Kirmes eine „kleine, süße Feier“ war, scheint definitiv vorbei.
Die Gersfelder Jugend-Kirmes hat sich als herbstliches Event also ziemlich schnell etabliert. Solche Erfolge spornen natürlich an. Deshalb habe der Zweigverein Kirmes-Jugend auch einen Plan, sagt Hartmann und lächelt schelmisch: ,Wir wollen Gersfeld weiter beleben – auch im Frühjahr“. Mehr verraten die Gersfelder „PR-Manager“ über ihre neustes Vorhaben noch nicht.




